Zitate

“Wenn der Kapitalismus … von nichtkapitalistischen Formationen lebt, so lebt er, genauer gesprochen, von dem Ruin dieser Formationen, und wenn er des nichtkapitalistischen Milieus zur Akkumulation unbedingt bedarf, so braucht er es als Nährboden auf dessen Kosten, durch dessen Aufsaugung die Akkumulation sich vollzieht.”

Rosa Luxemburg

Die Akkumulation des Kapitals, in: Gesammelte Werke Bd.5, Berlin (Dietz Verlag) 1990 (orig. 1913), 5-411, hier: 363

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“Keine menschliche Produktion ist möglich, ohne dass die Natur schon produziert hat, und keine Erwerbsarbeit ist möglich ohne vorher geleistete Sorgearbeit”

Adelheid Biesecker

Vorsorgendes Wirtschaften. Zum Verhältnis von Zeit- und Güterwohlstand aus der Geschlechterperspektive. 9 Thesen, 23.11.2014

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“In der Praxis sind die Unterscheidungen zwischen unbezahlten Tätigkeiten und bezahlter Arbeit alles andere als klar … Aber egal, was und wie gemessen wird, es handelt sich (bei den unbezahlten Tätigkeiten, erg.) um sehr viel.“

Mascha Madörin

In: Zählen, was zählt. Sorge- und Versorgungswirtschaft als Teil der Gesamtwirtschaft, in: Ulrike Knobloch Hrsg., Ökonomie des Versorgens, Weinheim/Basel (Beltz Juventa) 2019, 89-119, hier: 100

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“Ohne Kindererziehung, Haushaltsarbeit, Gesundheitsversorgung können die Menschen nicht überleben. Und ohne Menschen brauchen wir uns über die Wirtschaft im engeren Sinne dann auch keine Sorgen mehr zu machen. Wie wichtig Care-Arbeit ist, ist in der Corona-Krise besonders deutlich geworden, und das muss für die Zukunft große wirtschaftspolitische Anstrengungen in Gang setzen. Auch für die Volkswirtschaftslehre bedeutet es ein Umdenken hinsichtlich ihres Wohlstandsbegriffs.“

Achim Truger

Video zum Equal Care Day 2022 (03. Januar 2022)

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“Meine Hoffnung war, dass wir mit der Pandemie ein anderes Verständnis von Leistung bekommen haben; dass wir realisieren: die Menschen, … die wir wirklich brauchen, ohne die wir nicht … leben können, Menschen in der Gesundheitsbranche, in der Pflege, in der Grundversorgung, dass diese Jobs extrem wichtig sind, aber durchschnittlich weniger Einkommen, weniger Wertschätzung erzielen und übrigens überwiegend von Frauen gemacht werden… Darüber müssen wir diskutieren … Wir müssten darüber streiten: Was ist Leistung? Wie wollen wir Leistung honorieren? Und was sind Bedürfnisse? ”

Marcel Fratzscher

in einem Talk-Event von „Jung & Naiv“ am 18. August 2022  (Minuten 14.35 – 15.17)

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“Die Ökonomie lehrt, beziehungsweise sollte lehren, wie alle Menschen in Einklang mit ihrer Umgebung gut zusammenleben können, damit alle Bedürfnisse, die der Menschen und ihrer Mitwelt, berücksichtigt werden können. Aber die freien Männer im antiken Griechenland konnten nur deshalb über die Ökonomie philosophieren, weil in der Zwischenzeit unfreie Frauen, Sklavinnen und Sklaven deren Haushalt bestellten, also die Care-Arbeit erledigten. Das war so selbstverständlich für die freien Männer, dass die Care-Arbeit in der Lehre des Haushaltens vergessen ging. Und diese Arbeitsteilung war so selbstverständlich, dass sie zur Natur des Mannes erklärt wurde. Und zur Natur der unfreien Frau wurde es, dass sie sich mit den Sklavinnen und Sklaven um Haushalt und Kinder kümmern sollte. Spuren dieser Auffassung beeinflussen noch heute unser Verständnis von Wirtschaft und Care.”

Caroline Krüger

in: Horizonte-Aargau vom 05. Oktober 2023

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“Care should be recognized as both a universal right and an essential building block for economic and social wellbeing and sustainable development … Furthermore, care work should be recognized as work, as skilled, and as a public (as opposed to private) issue. … Avoiding the use of language such as ‚burden‘ to describe care work can help improve recognition of the value of care to individuals, households, societies, and economies.”

UN Women

A toolkit on Paid and Unpaid Care Work: From 3Rs to 5Rs (New York, 2022),5

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„Wenn sich die Wirtschaft erholt, erholt sich dann auch die Natur, erholen sich dann auch die Menschen? Solange das nicht zusammenkommt, dominieren nach wie vor Wirtschaftskonzepte, die nur auf ‚Kosten von‘ existieren können. Deswegen stellen wir so lange ‚Caring‘ vor den Wirtschaftsbegriff, bis klar ist, dass Fürsorge, Pflege und Bildung die Kernelemente und Treiber von Wirtschaft und Demokratie sind.“

Elisabeth Sechser

Erster Newsletter von #CaringEconomyJetzt

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“… without care we are nothing. Our societies are nothing. Our progress is nothing. Without care there is no economy. Not even at the most basic level. … Care is an anathema to capitalism. Its virtues are capitalism’s vices. Its employment rich foundation is capitalism’s ‚productivity crisis’…“ 

Tim Jackson

The invisible heart: postgrowth economy as care (EU Beyond Growth Conference, 15 May 2023)

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“Nur wenn sich (polit-)ökonomisches Denken von der Fiktion der ‚offiziellen‘ Ökonomie als autonomer Sphäre verabschiedet, kann eine sozial-ökologische Transformation stattfinden. Denn nur dann wird nicht blockiert, was so viele Individuen, Bewegungen und Initiativen bereits zu transformieren versuchen: das Ganze des Wirtschaftens.”

Anna Saave

Einverleiben und Externalisieren. Zur Innen-Außen-Beziehung der kapitalistischen Produktionsweise, Bielefeld (transcript) 2022, S. 337

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“Care is our individual and common ability to provide the political, social, material and emotional conditions that allow the vast majority of people and living creatures on this planet to thrive – along with the planet itself.“ 

The Care Collective

The Care Manifesto

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“Die gegenwärtige Form des Kapitalismus … lenkt die emotionalen und materiellen Ressourcen, die für die Care-Arbeit eingesetzt werden sollten, auf andere, nicht essenzielle Aktivitäten um, die die Kassen der Unternehmen füllen, während sie uns darben lassen. Das Ergebnis ist eine große Krise – nicht nur der Fürsorge, sondern der sozialen Reproduktion im weitesten Sinne.”

Nancy Fraser

der Allesfresser. Wie der Kapitalismus seine eigenen Grundlagen verschlingt, Frankfurt (Suhrkamp) 2023, S. 98

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“GLEICHstellung bedeutet, dass Menschen aller Geschlechter alles, was sie tun und herstellen – von der Gebärarbeit über die Digitalisierung bis hin zu Finanzprodukten – GLEICHermassen als Sorge für eine lebenswerte Zukunft für alle verstehen.“

Ina Praetorius

auf Twitter, am 15.03.2023

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“Ich vermute einmal, dass Sie den Begriff  ‘Care-Economy’ beziehungsweise, ‚Sorge- oder Fürsorgearbeit‘ noch nie gehört haben. Seltsam ist das nur insofern, als wir alle fundamental davon betroffen sind. Sie werden […] sehen, dass dieses Nichtwissen über die Zusammenhänge zwischen Ökonomie, Geschlecht, Hausarbeit, Gesellschaft und menschlicher Fürsorge kein Zufall, sondern tief im System verwurzelt sind.”

Gert Scobel

„Geschäfte mit der Hausarbeit“, 3sat Sendung vom 26. April 2018, Minuten 00.52-01.00

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“Die im Übergang zur Industrialisierung vollzogene Wandlung der Frauen in eine heimliche Dienerklasse des Mannes war eine ökonomische Leistung ersten Ranges.“

John Kenneth Galbraith

Wirtschaft für Staat und Gesellschaft, München (Droemer Knaur) 1974, 51

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„Eine tatsächliche Integration der Sorge- und Versorgungsarbeit ins BIP – als Satellitenkonto wird sie ja bereits aufgeführt – würde sie direkt zum Rest der Wirtschaft in Verhältnis setzen und die Dimensionen dieses riesigen vierten Wirtschaftssektors sichtbar machen. Das würde seine Relevanz verdeutlichen und den Druck erhöhen, ihn zukünftig in wirtschafts- und sozialpolitischen Debatten zu berücksichtigen. Und das wäre dringend nötig.“

Anja Peter und Mirjam Aggeler

Care-Ökonomie aus feministischer Perspektive,in: p.s. die linke Zürcher Zeitung, 30.04.2021

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“Für die Vision einer Fürsorge-zentrierten Wirtschaft braucht es eine Demokratie, die einen höheren Integrationswert bietet als der Parlamentarismus … ‚Wirtschaft ist Care‘ ist nur mit einer gleichzeitigen Demokratisierung der Eigentums-, Produktions- und Lebensumstände zu haben”

Feline Tecklenburg

Wirtschaft ist Care ist radikale Demokratie, in: Hans Jörg Fehle, Andrea Langenbacher Hgg, Dass die Welt wohnlich für alle wird, Ostfildern (Patmos-Verlag) 2021, 246, 249

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„Wenn Wirtschaft auf Markt und Unternehmen beschränkt bleibt, unterliegt die Ökonomie einer Tischlein-deck-dich-Illusion, dass sich wie im Märchen der Tisch selbst deckt und sich analog die Wäsche selbst wäscht, das Essen selbst kocht und Kinder, Kranke und andere Hilfsbedürftige sich selbst versorgen, solange dafür nicht bezahlt wird.“

Ulrike Knobloch

Zukunftsfähiges Versorgen – oder vom Privileg, sich nicht um Hausarbeit kümmern zu müssen, in: Makronom, 08.02.2021

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„Weil wir alle ein Haus brauchen, und weil das Haus von uns auch etwas braucht, nämlich Pflege und Sorgfalt, deshalb kann das Putzen nicht die niedrigste Arbeit sein.“

Katharina Zaugg

Verachtet und notwendig. Über das Putzen und ein erweitertes Ökologieverständnis, in: Neue Wege 1/1992, S. 5-8.

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„Wenn lebensnotwendige Arbeit nicht bezahlt wird, entsteht ein Zwang, sie gratis zu leisten. […] Das ist eine Erpressungssituation. Es gibt einfach Leute in Not, die Hilfe brauchen. Oder Kinder, die weinen und versorgt werden müssen. Diese Arbeit nicht zu machen, wäre barbarisch. […] Der Volkswirtschaftler und Nobelpreisträger Paul Krugman sagt heute: ‚Wir haben die Wahl: Entweder finanzieren wir einen Krieg, um die Wirtschaft anzukurbeln, oder wir geben viel mehr Geld aus für die Care-Ökonomie: für Bildung, Gesundheit, die Pflege der Alten usw. Aber es ist radikal tabu, dafür Geld zu drucken.'“

Mascha Madörin

„Es wäre ein riesiger Befreiungsschlag“, in: moneta, 13.03.2019

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„Es braucht schon die Last der Tradition und ein Gestrüpp aus privaten und politischen Erwartungen, um eine simple Wahrheit zu verdecken: Die unbezahlte Arbeit der Frauen ist eine Quersubventionierung der Privatwirtschaft.“

Elisabeth Raether

Frauen seid dankbar! zeit-online, 17.05.2020

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„Männer arbeiten im weltweiten Durchschnitt 6 Stunden und 44 Minuten pro Tag und werden für 5 Stunden und 21 Minuten bezahlt – also für mehr als 80 Prozent ihrer Arbeitszeit. Frauen arbeiten hingegen durchschnittlich 7 Stunden und 28 Minuten am Tag, erhalten aber nur für 3 Stunden und 3 Minuten Lohn – also für rund 41 Prozent ihrer Arbeitszeit. Ein zentraler Faktor für die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen ist, dass unbezahlte Hausarbeit, Pflege und Fürsorge weltweit zu drei Vierteln von Frauen geleistet werden.“

Oxfam

2020. Im Schatten der Profite. Wie die systematische Abwertung von Hausarbeit, Pflege und Fürsorge Ungleichheit schafft und vertieft, S. 4

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„COVID19 […] is exposing fallacies […] everywhere: The lie that free markets can deliver healthcare for all; The fiction that unpaid care work is not work; The delusion that we live in a post-racist world […].“

António Guterres

19.07.2020

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„Das englische Wort ‘Care’, das ins Deutsche übersetzt Fürsorge, aber auch Achtsamkeit, Obhut, Pflege und Umsicht bedeutet, steht […] zum einen für das Bewusstsein von Abhängigkeit, Bedürftigkeit und Bezogenheit als menschliche Grundkonstitution, und zum anderen für konkrete Aktivitäten von Fürsorge in einem weiten Sinne. Es geht um ein ‚Sorgen für die Welt‘, und zwar nicht nur durch pflegerische und sozialarbeiterische Tätigkeiten oder Hausarbeit im engen Sinn, sondern auch durch den Einsatz für einen kulturellen Wandel.

Michaela Moser

in: ABC des guten Lebens. Rüsselsheim (Christel Göttert Verlag) 2012, Art. Care

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„We would all be dead if it weren’t for the work of caring for children, the elderly, and the sick. We would be in very bad shape if our day-to-day needs for food, clean clothes, and a habitable place to live weren’t cared for. There wouldn’t even be a labor force to go to their jobs or businesses if it weren’t for the work of caregiving.“

Riane Eisler

2008. The Real Wealth of Nations. San Francisco: Berrett-Koehler Publishers. Page 35

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„Die Wirtschaftslehre ist […] die Muttersprache der öffentlichen Ordnung, die Sprache des öffentlichen Lebens und die Geisteshaltung, welche die Gesellschaft formt. […] Wie wäre es, wenn wir nicht die etablierten, althergebrachten Theorien an den Anfang der Ökonomie stellen, sondern stattdessen die langfristigen Ziele der Menschheit, und versuchten, ein ökonomisches Denken zu entwickeln, das uns in die Lage versetzt, diese Ziele zu erreichen?“

Kate Raworth

2018. Die Donut Ökonomie. Endlich ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört. München: Hanser. S. 15, 19

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„As many feminist economists have pointed out, all labor can be seen as caring labor, since […] even if one builds a bridge, it’s ultimately because one cares about people who might wish to cross the river.“

David Graeber

2018. Bullshit Jobs. A Theory. New York: Simon and Schuster. Page 237

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„Die traditionelle Ökonomie, zumindest […] in den letzten fünfzig Jahren, ist sehr stark an den Geldströmen orientiert und hat […] im Blick, was da letztendlich an Produktion passiert, die man auch verkaufen kann. Das ist aber natürlich völlig verkürzt. […] Es wird sozusagen nur derjenige bezahlt, der den Apfel vom Baum nimmt, und es werden nicht diejenigen bezahlt, die den Apfelbaum über Jahre gewässert, […] gepflegt, dafür gesorgt haben, dass er gedeihen kann.“

Bernhard Emunds

„Geschäfte mit der Hausarbeit“, 3sat Sendung vom 26.04.2018, Minuten 10.07-10.40

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„Wir müssen sagen, dass wirtschaftliches Handeln schon mit dem Gebären von Kindern und ihrem Aufziehen entsteht, mit der täglichen Arbeit des Alltags […] Unternehmen können ohne den Rückgriff auf die Sorgearbeit […] ihren Job nicht machen. Das wäre wichtig auch in wirtschaftlichen Modellen, diese Sorgearbeit […] mit abzubilden.“

Uta Meier-Gräwe

„Geschäfte mit der Hausarbeit“, 3sat Sendung vom 26.04.2018, Minute 15.20-15.52

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